
Hier finden Sie einige Aspekte des so grundlegenden Themas „Kommunikation“.
Schauen Sie gerne mal, an welche konkreten, erlebten Situationen Sie bei den folgenden Ausführungen beispielhaft denken.
Und: Wie hätte da wer klarer kommunizieren können, um einen positiven Unterschied zu machen und Verbundenheit herzustellen?
Störungsmöglichkeiten von Kommunikation
Wenn wir miteinander sprechen, heißt das nicht zwangsläufig, dass das Gemeinte auch so ankommt.

Quelle: Rademacher, H. / Philipp, E.: Konfliktmanagement im Kollegium. Weinheim 2002, 72.
Nachfragen kann also hilfreich und manchmal sogar unerlässlich sein, um klar miteinander zu kommunizieren.
sich geWIEFt mitteilen
Wenn zwei Personen miteinander sprechen, sind ihre Interpretationen und Emotionen nicht direkt sichtbar. Diese ausdrücklich in das Gespräch einzubringen oder nach ihnen zu fragen, erhöht die Chancen, sich gut zu verstehen.

Quelle: Claudius Hennig et al.: Beraten will gelernt sein.
Um sich in als konflikthaft erlebten Situationen angemessen mitzuteilen (bzw. entsprechend zuzuhören), sollte man daher in vier Schritten (WIEF) vorgehen:
Wahrnehmung:
Was ist passiert?
Schildern Sie aus Ihrer Sicht, was passiert ist,
ohne den anderen zu belehren oder beleidigen,
ohne den anderen zum Schuldigen zu stempeln.
Versuchen Sie, von sich selber zu sprechen.
Was können Sie sagen, das den anderen dazu bringt, Ihnen (bereitwilliger) zuzuhören?
Interpretation
Wie hab ich das verstanden?
Was haben Sie sich dann gedacht?
Welchen Sinn/ welche Absichten haben Sie vermutet?
Emotion
Welches Gefühl hatte ich daraufhin?
Was haben Sie gespürt, was gefühlt?
Wie war Ihre Befindlichkeit/ Ihr Gefühl?
Was sind Ihre Bedürfnisse?
Versuchen Sie, das möglichst genau zu sagen.
Forderung
Welche Forderung habe ich an den anderen?
Gibt es etwas, was Sie im Moment vom anderen wollen/ fordern würden?
Wenn ja, was genau?
Gibt es etwas, was er zukünftig tun/ nicht mehr tun soll?
authentische Kommunikation
Gewieft zu kommunizieren, erlaubt eine authentische Verbundenheit. In der Psychotherapie legt der humanistische Ansatz (Carl Rogers) besonderen Wert auf eine – vor sich und anderen – aufrichtige, „kongruente“ Kommunikation. Das ist nicht absolut zu sehen, sondern kann in Abstufungen zunehmender Kongruenz verstanden werden. Hier ein tabellarisches Beispiel für zunehmende Kongruenz.
| Stufe | Kernmerkmal | Beispiel | Bedeutung |
| 1. Inkongruenz | Erleben und Ausdruck stimmen nicht überein | „Alles ist in Ordnung“ (während die Person innerlich wütend ist) | Abwehr, Selbsttäuschung, fehlende Echtheit |
| 2. Teilweise Kongruenz | Gefühle werden nur abgeschwächt oder selektiv gezeigt | „Ich bin etwas enttäuscht“ (obwohl starke Verletzung spürbar ist) | Erste Annäherung, aber noch Schutzmechanismen |
| 3. Bewusstheit & Zulassen | Innere Gefühle werden erkannt und vorsichtig benannt | „Ich merke, dass ich wütend bin, es fällt mir schwer, das zu sagen“ | Wachsende Echtheit, Gefühle dürfen auftauchen |
| 4. Volle Selbstmitteilung | Innere Erfahrung und äußerer Ausdruck stimmen überein | „Ich fühle mich traurig und verletzt, weil ich mich übergangen fühle“ | Kongruenz im eigentlichen Sinn – Echtheit |
| 5. Tiefe Kongruenz | Widersprüchliche Gefühle werden integriert und benannt | „Ein Teil von mir freut sich, gleichzeitig bin ich eifersüchtig“ | Reifere Echtheit, verbundene unterschiedliche innere Erfahrungen |
| 6. Stabile Kongruenz | Grundhaltung der Echtheit über längere Zeit | Verhalten wirkt dauerhaft kohärent, offen und vertrauenswürdig | voll kongruente Person – Lebendigkeit, Selbststimmigkeit |
Vier Dimensionen von Kommunikation
Wir kommunizieren aber nicht nur, um uns auszudrücken. Nach dem „Vier Ohren-Modell“ von Schulz von Thun kommunizieren – sprechen und hören – wir stets auf vier Ebenen. Dabei bestimmt der Empfänger die Bedeutung, nicht der Sprechende. Alle vier Ebenen abzuklären, erhöht die kommunikative Klarheit.


Quelle: Schulz von Thun: Miteinander reden. Band 1.
„strategische“ Kommunikation
Das wird allerdings schwierig, wenn wir – bewusst oder unbewusst – eher strategisch als authentisch kommunizieren. Hier geht es tendenziell um ein manipulatives Vorgehen, mit dem wir etwas beim anderen erreichen wollen, ohne es direkt, offen und selbstgültig sagen. Meist ist ein solches Verhalten schon – umfeldabhängig – in Kindertagen erlernt.

Quelle: Schulz von Thun: Miteinander reden. Band 1.
Ob absichtlich oder unbeabsichtigt: Kommunikation ist an Bedeutungen bzw. Bedeutungsgebungen gekoppelt. Gerade in Mehrpersonensituationen kann es hilfreich sein, mit Hilfe eines neutralen Dritten diese Bedeutungsgebungen durch die verschiedenen Beteiligten zu erforschen und klären. Hier ein Beispiel:

Quelle: Arist von Schlippe: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I
Metakommunikation
Metakommunikation ist Kommunikation über unsere Kommunikation, darüber, wie wir miteinander sprechen und – noch grundsätzlicher – wie wir miteinander umgehen. Sie ist Teil der höheren Kunst, unsere Beziehungen innig und tief zu gestalten und eine umfassende Intimität erreichen zu können.
Bei Metakommunikation geht nicht weniger um das, was gesagt wird, sondern eher darum, wie, warum und wozu es gesagt wird. Metakommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden oder zu klären, indem Gesprächspartner die Wirkung oder Absicht ihrer Worte und ihres Verhaltens offenlegen. Auch Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche und Werte können hier thematisiert werden. Dabei kommen die Ebenen hinter den Worten und dem Verhalten in den Blick und den gemeinsamen Austausch. Das fördert gegenseitiges Verstehen und Verständnis.
Beispiel:
„Ich glaube, du hast das als Vorwurf verstanden. Ich wollte dir lediglich mitteilen, wie es mir in der Situation ging.“
„Kannst du mir sagen, wie du meine Worte verstanden hast? Ich bin unsicher, ob es klar war.“
„Ich sehe, dass du schweigst – bedeutet das, dass du zustimmst oder dass du anderer Meinung bist? Oder: was passiert gerade bei dir?“
„Erlebst du die Art und Weise, wie wir gerade miteinander reden, als eher hilfreich oder als eher weniger hilfreich? (Im zweiten Fall:) Was könnten/sollten wir aus deiner Sicht anders machen?“
Metakommunikation ist erlernbar.